Gründung

GbR gründen: Welche Vorteile hat die Gesellschaft bürgerlichen Rechts?

Lesedauer: 4 Min. | Zuletzt aktualisiert: 11.8.2023
Zwei Gründer bei der Planung

Wer nicht allein, sondern mindestens zu zweit gründen will, für den eignet sich diese Rechtsform, die umgangssprachlich auch oft als "Kleingewerbe" bezeichnet wird, besonders gut: Bei der sogenannten “BGB-Gesellschaft”, GbR oder GdbR kann jede:r Gesellschafter:in gleichberechtigt mitbestimmen und es gibt vergleichsweise wenig bürokratischen Aufwand. Wir informieren Dich über Haftung, nötige Formalitäten und alles, was Du sonst noch wissen musst, wenn Du eine GbR gründen willst.

GbR: Bedeutung und Rahmenbedingungen

Hinter der GbR steckt die Bedeutung der “Gesellschaft bürgerlichen Rechts”.

Es gründen dabei immer mindestens zwei Gesellschafter:innen (möglich sind natürliche Personen ebenso wie juristische Personen und Personengesellschaften), deren gemeinsamer Gründungszweck in jeder erlaubten Tätigkeit (ausgenommen Handelsgewerbe) bestehen kann. Damit ist die GbR sowohl für Gewerbetreibende als auch für Angehörige freier Berufe möglich.

Was Du hingegen beachten musst, ist der Umsatzrahmen: Eine GbR darf demnach nicht mehr erwirtschaften als 

  • max. 260.000 Euro Umsatz pro Jahr
  • max. 25.000 Euro Gewinn pro Jahr.

Überschreitet der wirtschaftliche Erfolg diese Grenzen, wird die GbR automatisch in eine oHG umgewandelt.

Vor allem Existenzgründerinnen oder kleine Gewerbebetriebe können daher ideal eine GbR gründen: Es braucht wenig Aufwand, um in die Selbstständigkeit zu starten, und die GbR benötigt kein zwingendes Startkapital. 

Ein gewisses Grundkapital ist dennoch zu empfehlen: Die Gesellschafter:innen entscheiden dabei selbst über die Höhe des eingebrachten Kapitals und müssen keine Mindesteinlage einzahlen.

GbR Haftung und Risiken

Wenn Du eine GbR gründen willst, muss Dir und Deinen Gesellschafter:innen bewusst sein, dass ihr nicht nur mit dem Geschäftsvermögen, sondern auch mit dem jeweiligen Privatvermögen haftet. Sprich: Das Risiko, bei einer Insolvenz auch privat in Schwierigkeiten zu geraten, ist höher als z.B. bei einer GmbH.

Allerdings gibt es zwei Optionen für die Haftung, um die Risiken auf die Gesellschafter:innen möglichst gerecht zu verteilen: 

  • Option 1: Alle Gesellschafter:innen haften für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft. mit ihrem Geschäfts- und Privatvermögen solidarisch, d.h. zu gleichen Teilen. 
  • Option 2: Im Gesellschaftsvertrag wird für jede:n Gesellschafter:in eine eigene Haftungshöhe festgelegt (anteiliges Haftungsverhältnis).

Option 1 führt die Gleichberechtigung in der Geschäftsführung weiter, während Option 2 möglicherweise eher als “fair” verstanden wird, wenn ein:e Gesellschafter:in z.B. nur einen geringen Anteil zum Grundkapital beisteuert oder ihr Privatkapital aus persönlichen Gründen stärker geschützt werden soll. 

Vorteilhaft ist allerdings, dass Verluste mit anderen privaten Einkünften der Gesellschafter:innen verrechnet werden können (einfacher Bilanzausgleich): Das kann besonders in der Anfangsphase hilfreich sein, wenn noch Startschwierigkeiten bestehen.

GbR Rechtsform – Vor- und Nachteile

Die GbR hat wie jede Unternehmensform Vor- und Nachteile:

Folgende Aspekte sprechen dafür, eine GbR gründen zu wollen.

  • Es geht formlos, günstig und schnell, denn es sind kein notariell beglaubigter Gesellschaftsvertrag und keine Satzung nötig.
  • Es ist keine Eintragung im Handelsregister nötig (keine Transparenzpflicht).
  • Es ist kein Mindestkapital nötig und die Kosten für die Gründung sind gering.
  • Eignet sich auch gut für einen begrenzten Zeitraum der Zusammenarbeit oder ein Projekt.
  • Faires Mitspracherecht aller Gesellschafter:innen, da alle gleichberechtigt arbeiten und entscheiden.
  • Die Kaufmannseigenschaft entfällt, d.h. statt der umfangreichen des Handelsgesetzbuchs (HGB) gilt allein das BGB.
  • Einfache Buchhaltung, da weder Buchführungspflicht noch Bilanzierungspflicht bestehen – die freie Buchführung nach EÜR genügt. Dazu kommen steuerliche Vorteile durch einfache Besteuerung (Kleinunternehmerregelung).
  • Gern gesehen bei Kreditanträgen, da die Privathaftung den Banken viel Sicherheit bietet.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile, die vor allem das Wachstumspotenzial der GbR betreffen:

  • Entscheidungen sind nur gemeinsam möglich – unabhängig von Kapital und Arbeitseinsatz sind Alleingänge einzelner Gesellschafter nicht möglich.
  • Persönliche, unbeschränkte und solidarische Haftung mit dem Privat- und Geschäftsvermögen aller Gesellschafter.
  • Die GbR ist nicht für kaufmännische Tätigkeiten (Handelsgewerbe) zugelassen.
  • Es besteht eine eingeschränkte Rechtsfähigkeit.
  • Keine reine Finanzbeteiligung durch Dritte (Investoren) möglich – damit eignet sich die GbR nicht für Start-ups. Hier sollte eher die GmbH gewählt werden. 
  • Kein großer Spielraum für Umsatz- oder Gewinnzuwachs – werden die genannten Grenzen überschritten, muss die GbR in eine andere Gesellschaftsform umgewandelt werden. Auch dürfen nicht mehr als fünf Mitarbeiter:innen angestellt werden.
  • Der Firmenname darf nicht kreativ sein – stattdessen muss er mind. die Nachnamen der Gesellschafter und die Rechtsform enthalten.
  • Die Auflösung kann schwierig sein, wenn die nötigen Schritte nicht vorab geregelt sind.

GbR gründen – so geht’s

Eine GbR gründen? Das geht schnell und einfach, auch für Existenzgründer:innen und Neulinge auf dem Gebiet der Selbstständigkeit:

  1. Die Gesellschafter:innen schließen den Gesellschaftsvertrags (mündlich oder schriftlich) ab.
  2. Die Gewerbeanmeldung erfolgt beim örtlichen Gewerbeamt.
  3. Der Fragebogen zur steuerlichen Erfassung wird ausgefüllt und beim Finanzamt eingereicht, um die Steuernummer zur Rechnungsstellung zu erhalten.
  4. Es erfolgt die Anmeldung bei der IHK oder HWK sowie bei der zuständigen Berufsgenossenschaft. Je nach Tätigkeitsfeld kann auch eine Anmeldung beim Bau- oder Ordnungsamt notwendig sein.

Insgesamt dauert es in Sachen Formalitäten etwa eine Woche, um eine GbR zu gründen. Auch die Gründungskosten sind gering: Hier musst Du je nach Region mit etwa 15–60 Euro Gebühren rechnen.

Allerdings solltest Du etwa drei bis sechs Monate Vorlauf einplanen, um Deine Geschäftsidee mit einem Businessplan zu entwickeln und zu planen: In unserem Blog erfährst Du, was Du brauchst, wenn Du einen Businessplan erstellen möchtest und wie Du in Deinem Businessplan Fehler vermeidest.

Übrigens: Wer als Kleinunternehmer:in erfolgreich gründen will, dem sei ein Kassensystem ans Herz gelegt: In diesem Beitrag erfährst Du, warum eine Registrierkasse und Kleingewerbe unbedingt zusammengehören.

GbR Vertrag schließen – nötig oder nicht?

Für die Gründung brauchst Du keinen notariell beglaubigten Gesellschaftsvertrag. 

Allerdings empfiehlt es sich aus rechtlichen Gründen und um Streitigkeiten vorzubeugen, einen Gesellschaftsvertrag nicht nur mündlich zu besprechen, sondern auch schriftlich festzuhalten. Dabei bist Du an keine bestimmten Vorschriften gebunden, solltest aber trotz Formfreiheit folgende Elemente berücksichtigen:

  • Name der Geschäftsführung und Vertretung
  • Angestrebter Gesellschaftszweck
  • Höhe des jeweils eingebrachten Kapitals durch die einzelnen Gesellschafter:innen
  • Interne Haftungsverteilung (solidarisch oder anteilig)
  • Tätigkeitsvergütung und Entnahmerechte der einzelnen Gesellschafter:innen
  • Gewinn- und Verlustverteilung 
  • Informations- und Kontrollrechte der einzelnen Gesellschafter:innen
  • Wettbewerbsverbote (außerbetrieblich geltende Tätigkeitsverbote für Gesellschafter:innen)
  • Mögliche Abtretungsrechte für Geschäftsanteile 
  • Regelungen zum Ausscheiden von Gesellschafter:innen (inkl. Abfindung)
  • Ab 3 Gesellschafter:innen: Regelungen zum Tod eines Gesellschafters 

GbR gründen – ja oder nein?

Willst Du schnell wachsen, Investoren ins Boot holen oder musst mit einem hohen Risiko kalkulieren? Dann ist die GbR nicht die beste Rechtsform für Deine Gründung. Wer dagegen als gutes Team in die Selbstständigkeit einsteigen oder auch nur gemeinsam an einem bestimmten Projekt arbeiten will, kann sich mit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts unkompliziert ausprobieren. 

Ob Unternehmensnachfolge, GbR gründen oder Kleinunternehmen gründen: In unserem Blog findest Du viele hilfreiche Beiträge rund um die Themen Firma gründen, Businessplan erstellen und Unternehmensfinanzierung.

Für wen eignet sich die GbR?

Die GbR ist eine gute Idee, wenn Du z.B. in folgenden Branchen gründen willst:

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Sabine Amler

Sabine Amler

Senior Content Manager

Als gelernte Buchhändlerin kennt Sabine beide Seiten der Ladentheke. Dieses Know-how verbindet sie mit langjähriger Erfahrung im Bereich SEO und Marketing.

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