Gründung

Als Handwerker selbstständig machen? Das musst Du wissen

Lesedauer: 10 Min. | Zuletzt aktualisiert: 11.8.2023
Tischlerin im Betrieb

Handwerker sind begehrt – und gerade im Baugewerbe sind die meisten Auftragsbücher übervoll. Mit rund 1 Mio. meist klein- oder mittelständischen Betrieben zählt die Handwerksbranche mit insgesamt 151 Berufsständen zu den wichtigsten und größten Berufsfeldern in Deutschland. Wir fassen zusammen, was Du beachten musst, wenn Du Dich mit einem zulassungspflichtigen, zulassungsfreien oder handwerksähnlichen Gewerbe selbstständig machen willst.

Vorteile und Nachteile der Selbstständigkeit im Handwerk

Handwerk hat goldenen Boden – so sagt man gern. Aber wie bei allen Tätigkeiten gibt es Vor- und Nachteile bei der Selbstständigkeit.

Vorteile 

  • Leidenschaft: Wer als Handwerker:in selbstständig wird, sollte eine gewisse Liebe zum Beruf mitbringen.
  • Unabhängigkeit: Selbstständig bist Du Dein eigener Chef und kannst in der Regel selbst bestimmen, welche Aufträge Du annimmst.
  • Abwechslung: Neue Entwicklungen, neue Kunden, neue Herausforderungen – als Selbstständige:r bleibst Du immer in Bewegung. Auch mit Weiterbildungen kannst Du dafür sorgen, dass Deine Tätigkeit niemals langweilig wird.

Nachteile

  • Verpflichtung: “Selbst” und “ständig” sagen erfahrene Handwerker gern. Denn wer selbstständig arbeitet, kann Arbeit oftmals weder delegieren, noch verschieben. Je mehr Angestellte Du hast, desto geringer wird möglicherweise Deine eigene Arbeitslast, aber gerade in den ersten Jahren hast Du mehr als alle Hände voll zu tun, um Deinen Betrieb aufzubauen. Auch bei Familie, Freizeit und Freunden wirst Du Abstriche machen müssen, was nicht immer einfach ist.
  • Risiko: Als Selbstständige:r musst Du Dich darum kümmern, dass Dein Betrieb liquide ist, dass Du Durststecken abfedern kannst und auch bei etwaigen Schäden nicht vor dem finanziellen Ruin stehst.
  • Papierkram: Jeder Selbstständige muss Preise kalkulieren, Angebote und Rechnungen erstellen, sich um seine Buchhaltung kümmern, Umsatzsteuer anmelden und Steuerunterlagen korrekt bereitstellen. Damit Du nicht alles selbst bewältigen muss, kannst Du Dir Unterstützung von einer Steuerberatung suchen oder mit einem Kassensystem für Handwerker arbeiten.

Übrigens: Je nach Handwerksbranche kannst Du auch ein Reisegewerbe – also eine mobile Unternehmertätigkeit – gründen. So kannst Du unter Umständen Kosten und Risiken senken und bist insgesamt flexibler. Auch eine Geschäftsübernahme oder Gründung im Franchise kann gewisse Vorteile – aber auch andere Nachteile – mit sich bringen. 

Hier findest Du alle Informationen zum Thema Handwerksbetrieb übernehmen: So ist die Nachfolge erfolgreich!

Wieviel verdient ein selbstständiger Handwerker?

Die Einkommenshöhe hängt von mehreren Faktoren ab. Hier spielen zum Beispiel das Bundesland, Deine Erfahrung und der Handwerksbereich eine Rolle. Generell liegt das durchschnittliche Einkommen eines selbstständigen Handwerkers zwischen 2.000 und 2.700 Euro pro Monat. 

Natürlich gibt es auch Fälle, in denen ein:e Handwerker:in mehr als 10.000 Euro pro Monat verdient – doch daneben existieren manche gerade in den ersten Jahren nach der Gründung oft nahe des Existenzminimums. Deshalb kommt es nicht nur auf das Können, sondern auch auf die kaufmännischen Fähigkeiten sowie erfolgreiche Kundenakquise und ein gutes Netzwerk an, um regelmäßig ein zuverlässiges Einkommen zu generieren.

Selbstständig ohne Meistertitel?

Im ersten Schritt muss gesichert sein, dass Du die formalen Anforderungen für die Existenzgründung im Handwerk erfüllst. Ob Du einen Meister brauchst, um Dich in Deutschland im Handwerk selbstständig zu machen, kommt auf den jeweiligen Beruf an: 

  • Beschäftigungen, die in der Handwerksrolle A eingetragen sind, können selbstständig nur mit Meisterbrief ausgeübt werden. 
  • Zulassungsfreie Handwerke und handwerksähnliche Gewerbe kommen ohne Meisterbrief aus. 

Wann brauche ich einen Handwerksmeister für die Selbstständigkeit?

Handwerk/Gewerbe

Beschreibung

Berufsbeispiele

zulassungspflichtig

(Handwerksrolle A)

  • sichere Ausübung setzt intensive Ausbildung und lange Berufserfahrung voraus
  • können bei nicht-sachgemäßer Ausübung Mensch und Umwelt gefährden

Dachdecker

Bäcker

Optiker

Kfz-Mechaniker

zulassungsfrei

  • Ausübung erfordert Ausbildung und Fachkenntnis
  • keine Gefährdung für Mensch und Umwelt

Goldschmied

Fotograf

Buchbinder

Instrumentenbauer

handwerksähnlich

  • Ausübung ohne spezifische Qualifikation möglich
  • Fortbildung o.ä. ausreichend

Bodenleger

Metallschleifer

Maskenbildner

Meisterbrief als Voraussetzung erfüllen

Wenn Du Dich in einem Beruf selbstständig machen willst, für den per Gesetz ein Meistertitel benötigt wird, kannst Du entweder eine:n entsprechend qualifizierte:n Betriebsleiter:in einstellen oder selbst die notwendige Meisterprüfung ablegen. Dies ist z.B. der Fall bei

  • Bäcker:in
  • Fleischer:in
  • Maurer:in und Betonbauer:in
  • Dachdecker:in
  • Maler und Lackierer:in
  • Gerüstbauer:in
  • Schornsteinfeger:in
  • Klempner:in
  • Installateur und Heizungsbauer:in
  • Elektrotechniker:in
  • Estrichleger:in
  • Parkettleger:in
  • Raumausstatter:in
  • Augenoptiker:in
  • Zahntechniker:in

Kosten für die Meisterausbildung

Ein Meister kostet Geld – das gilt sowohl für die entsprechende Ausbildung als auch für die Anstellung eines entsprechend qualifizierten Mitarbeiters:

  • Je nach Beruf kostet der Erwerb des Meistertitels zwischen 3.000 und 9.000 Euro; außerdem musst Du für die entsprechende Ausbildung (z.B. in Abendschule) 1 bis 3,5 Jahre Zeit investieren.  
  • Sparst Du Dir den Aufwand und stellst eine entsprechend qualifizierte Fachkraft ein, musst Du mit erhöhten Personalkosten rechnen – und die können im Vergleich zu einem Gesellen oder einer gelernten Kraft bis zu 10.000 Euro mehr pro Jahr zu Buche schlagen.: 

Wenn Du die Zeit und Kapazität hast, empfiehlt es sich also, Dich selbst zum Meister ausbilden zu lassen – ggf. auch parallel zur Geschäftsgründung. Die Kosten für die Ausbildung amortisieren sich schnell wieder, wenn Du selbst ausreichend qualifiziert bist.

Im zulassungspflichtigen Handwerk selbstständig – ohne Meisterbrief

Wer ein zulassungsfreies Handwerk oder ein handwerkähnliches Gewerbe ausübt, kann sich einfach ohne Meisterbrief selbstständig machen. Aber auch ein zulassungspflichtiges Handwerk darfst Du ohne Meisterbrief selbstständig betreiben, wenn Du eine der folgenden Bedingungen erfüllst:

  • Du besitzt selbst einen einschlägigen Hoch- oder Fachschulabschluss vorweisen können (z.B. als Ingenieur oder staatlich geprüfter Techniker).
  • Du hast nach Deinem Gesellenabschluss mind. 6 Jahre Berufserfahrung im entsprechenden Handwerk gesammelt haben und warst davon mind. 4 Jahre in leitender Position mit Entscheidungsbefugnis angestellt.

In beiden Fällen benötigst Du dann stattdessen eine Ausübungsberechtigung der Handwerkskammer: Diese kannst Du beantragen, indem Du Deine Befähigung mithilfe von Arbeitszeugnissen, Stellenprofilen und Fortbildungsbescheinigungen nachweist.

Von der Idee zur Planung

Wenn Du eine Selbstständigkeit anstrebst, sind folgende Fragen zu klären:

  • Besitzt Du die nötigen Qualifikationen?
  • Ist Deine Geschäftsidee erfolgversprechend?
  • Hast Du alle Informationen für einen Businessplan?
  • Kannst Du Fördermittel oder Kredite beantragen?

Anschließend kannst Du den Betrieb bei der Handwerkskammer (ggf. auch IHK) anmelden und in die Handwerksrolle eintragen lassen. Auch die Anmeldung beim Gewerbeamt und der zuständigen Berufsgenossenschaft kann nun erfolgen. Das Finanzamt wird sich danach ebenfalls bei Dir melden.

Businessplan im Handwerk erstellen

Bevor Du Dich selbstständig machst, musst Du wissen, was alles zur Existenzgründung dazugehört. Der Businessplan ist dabei ein unverzichtbarer Teil der Planung: Er dient dazu, Deine Idee zu konkretisieren sowie Investoren, Fördermittelstellen oder Kreditgeber zu überzeugen. In den ersten Jahren ist er überdies der “Fahrplan”, nach dem Du Dein Unternehmen führen kannst. Er umfasst

  • konkrete Geschäftsidee
  • erfüllte Anforderungen und Voraussetzungen
  • gewählte Rechtsform
  • Marktanalyse
  • Kapitalbedarfsplanung
  • Liquiditätsplanung
  • Rentabilitätsvorschau
  • Finanzierung und Förderung

Auch über Absicherung und Altersvorsorge solltest Du Dir Gedanken machen. Hier kannst Du Dir kompetente Hilfe suchen. Ein Existenzgründungsseminar ist keine Voraussetzung, um sich im Handwerk selbstständig zu machen, aber eine gute Möglichkeit, Dich gegen mögliche Stolperfallen abzusichern. Hier findest Du außerdem Tipps, wie Du typische Fehler im Businessplan vermeiden kannst.

Interesse wecken

Zuerst solltest Du möglichst schnell Interesse für Deine Geschäftsidee wecken: Fasse so kompakt wie möglich die wichtigsten Punkte zusammen und präsentiere Dein Konzept kurz und bündig. Was bietest Du? Was unterscheidet Deinen Betrieb von Mitbewerbern? Wo willst Du tätig sein? Wie viele Mitarbeiter wirst Du beschäftigen? Das sind die wichtigsten Fragen, die Deine Einleitung beantworten sollte. Erst danach gehst Du weiter ins Detail.

1. Dein Profil: Die Selbstbeschreibung

Stell Dir diesen Teil wie eine klassische Bewerbung vor: Hier geht es um Dich. Warum willst Du Dich als Handwerker selbstständig machen und welche Qualifikationen/Fähigkeiten werden Dir zum Erfolg verhelfen? Beschreibe Deinen Werdegang mit allen Fakten, die für Deinen zukünftigen Betrieb relevant sind (dazu gehören Ausbildung, Weiterbildungen, Meisterprüfung, Berufserfahrung und Führungsverantwortung).

2. Deine Geschäftsidee

An dieser Stelle kannst Du ausführlich vorstellen, welche Leistungen Du anbietest und wie deren Umsetzung konkret erfolgen soll. Besonders interessant sind hier auch die genauen Betriebsabläufe sowie die Umsetzung branchenspezifischer bzw. gesetzlicher Richtlinien (z.B. Hygienebestimmungen oder Gefahrgutlagerung). Auf welche Anforderungen Du speziell achten musst, erfährst Du bei der Handwerkskammer.

3. Marktanalyse: Wie stehen die Chancen für die Selbstständigkeit?

Bestimme als nächstes Deine realistischen Erfolgsaussichten für die Existenzgründung in Deiner Region. Folgende Fragen solltest Du klar beantworten können:

Wer ist Deine Zielgruppe?

  • Wen willst Du mit Deinen Leistungen ansprechen (Alter, Geschlecht, Intention)?
  • Wie viele Personen umfasst diese Gruppe?
  • Welche finanziellen Möglichkeiten haben diese Menschen?

Welcher Bedarf besteht für Deine Leistungen?

  • Welche Leistungen sind in der Region besonders gefragt?
  • Mit wie vielen Aufträgen könntest Du etwa rechnen?
  • Gibt es saisonale Unterschiede bei der Nachfrage?

Gegen welche Konkurrenz trittst Du an?

  • Welche direkten Mitbewerber gibt es?
  • Wie kannst Du Dich von ihnen unterscheiden?
  • Welcher Bedarf wird noch nicht von vorhandenen Betrieben abgedeckt?

4. Marketingmaßnahmen vorstellen

Ausgehend von Deiner Zielgruppenanalyse entwickelst Du in diesem Schritt ein schlüssiges Modell, um neue Kunden zu gewinnen, zu betreuen und langfristig an Deinen Betrieb zu binden.

Wie in jeder Branche nützt die beste Geschäftsidee nichts, wenn Du keine Kundschaft hast. Überlege also, wie Du einen Kundenstamm aufbauen kannst und welche Wege zur Kundenakquise sinnvoll sind. 

Dabei unterschieden sich die Anforderungen je nach Branche: Während Bäcker:innen und Friseur:innen von Stammkunden profitieren, brauchen Handwerker:innen im Bereich Sanierung und Reparatur immer wieder Neukunden – oder langfristige Wartungsverträge.

5. Rechtsform wählen

Welche Rechtsform soll Dein Betrieb haben? Hier spielt die Höhe des verfügbaren Stammkapitals und die Anzahl der Gründer ebenso eine Rolle wie die Frage, ob Du mit oder ohne Haftungsbeschränkung gründen willst. 

Die typischen Unternehmensformen im Handwerk sind:

  • Einzelunternehmen (EU)
  • Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR gründen)
  • Offene Handelsgesellschaft (OHG)
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
  • haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG gründen)
  • Kommanditgesellschaft (KG)

Hier findest Du eine Übersicht zu möglichen Gesellschaftsformen.

6. Betriebsstruktur vorstellen

An dieser Stelle stellst Du Deine interne Organisationsstruktur vor. Dazu gehören Hierarchiestufen, Verantwortungsbereiche und Mitarbeiterzahlen.

7. Kapitalbedarf errechnen

Berechne mit realistischen Zahlen das benötigte Gesamtkapital für Deine Firmengründung. Dabei fließen sämtliche Kosten ein, die einmalig oder regelmäßig anfallen, wie z.B.

  • Anmeldung des Gewerbes
  • Genehmigungen
  • Investitionen in Maschinen, Fuhrpark, Werkstattausstattung etc.
  • Anschaffungskosten für Werkzeuge und Materialien
  • Kosten für Umbauten oder Renovierungen
  • Miete für Gewerberäume
  • Betriebskosten
  • Versicherungsbeiträge
  • Reserven für Reparatur und Instandhaltung
  • Kosten für Verbrauchsmaterialien
  • Ausgaben für Steuerberatung
  • Mitgliedschaftsbeiträge in der Berufsgenossenschaft
  • voraussichtliche Kreditzinsen und Abschlagszahlen

8. Finanzierung klären

In diesem Abschnitt beschreibst Du, wie Du das nötige Kapital aufbringen willst. Liste vorhandenes Eigenkapital auf und nenne angestrebte Kreditrahmen sowie mögliche Fördergelder. Dabei zählt erst einmal nicht, ob Kredite oder Subventionen bereits zugesagt sind – wichtig ist, dass Du alle Optionen zur Finanzierung kennst und – wenn möglich – nutzt. In unserem Blogbeitrag erfährst Du, welche Möglichkeiten zur Unternehmensfinanzierung Du in Erwägung ziehen kannst.

9. Rentabilität und Risikoanalyse

Berechne die voraussichtlichen Umsätze für die nächsten drei bis fünf Jahre und gib eine realistische Einschätzung, wann der Break-Even-Point – also der Gleichstand von Kosten und Einnahmen – erreicht werden kann.

Dazu gehört auch die Risikoanalyse: Liste die Stärken und Schwächen Deiner Geschäftsidee auf. Was unterscheidet Dich positiv von der Konkurrenz? Hast Du besondere Qualifikationen oder Leistungen anzubieten? Was unternimmst Du, wenn Aufträge ausbleiben? Was sind sonstige Schwachstellen und wie wirst Du diese ausgleichen? Beleuchte Herausforderungen und Gefahren und erkläre, wie Du diesen effektiv begegnen wirst.

Nötige Anmeldungen bei Selbstständigkeit im Handwerk

Auch als Handwerksbetrieb brauchst Du eine Gewerbeanmeldung. Den (wahrscheinlich) notwendigen Eintrag im Handelsregister nimmt ein Notariat für Dich vor. Danach meldet sich in der Regel das Finanzamt bei Dir: Sobald Du dann den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung korrekt ausgefüllt hast, erhältst Du Deine Steuernummer – und ab diesem Zeitpunkt kannst Du Rechnungen ausstellen. 

Je nach Branche muss Dein Betrieb entweder bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) oder bei der Handwerkskammer (HWK) angemeldet werden. Alle selbstständigen Handwerker werden dort in die sogenannte Handwerksrolle eingetragen. Entweder wirst Du hier in der Liste der zulassungsfreien und handwerksähnlichen Berufe geführt – oder in der Liste für die zulassungspflichtigen Gewerke mit Meisterpflicht.

Eine zusätzliche Mitgliedschaft in der IHK ist in der Regel nur notwendig, wenn Du einen sogenannten Mischbetrieb gründest: Das bedeutet, dass Du nicht nur handwerkliche Leistungen anbietest, sondern Tätigkeiten darüber hinaus ausüben – wie etwa Werksverkauf, Wartungsdienstleistungen oder Vertrieb von Ersatzteilen. Ob ein Mischbetrieb vorliegt, wird jeweils im Einzelfall geprüft. 

Darüber hinaus musst Du innerhalb einer Woche nach Gründung eine verpflichtende Mitgliedschaft bei der zuständigen Berufsgenossenschaften abschließen: Sie ist Trägerin der gesetzlichen Unfallversicherung für Deine Angestellten. Wichtig: Auch ohne Mitarbeiter:innen sind Selbständige häufig zur Mitgliedschaft verpflichtet.

Zur Anmeldung bei der Sozialkasse (SOKA) ist nicht jeder Betrieb verpflichtet. Viele Handwerksbetriebe nehmen an den Verfahren der jeweiligen Tarifvertragsparteien teil, doch nicht alle sind dazu verpflichtet. Prüfe daher, ob Deine Berufsgruppe von einer Teilnahmepflicht betroffen ist und melde Deinen Betrieb ggf. an. 

Wenn Du Angestellte beschäftigen wirst, brauchst Du außerdem eine Betriebsnummer der Agentur für Arbeit. Den Antrag darauf kannst Du online stellen. 

Um den Betrieb aufzunehmen, musst Du Deinen Handwerksbetrieb auch bei den örtlichen Versorgern für Strom, Gas, Wasser, Müllabfuhr etc. anmelden.

Was kostet die Selbstständigkeit im Handwerk?

Hier musst Du mit zwei verschiedenen Kostenarten rechnen:

  • einmalige Gründungskosten z.B. für Gewerbeanmeldung und Eintrag in die Handwerksrolle bzw. Anschaffung nötiger Maschinen, Geräte, Fahrzeuge und Werkzeuge
  • laufende Kosten wie z.B. Miete, Energiekosten, Versicherungsbeiträge, Mitgliedsbeiträge, Verbrauchsmaterial, Kosten für Reparaturen und Instandhaltung oder Steuerberatung

Je nach Handwerk und Bundesland können diese Kosten stark variieren.

Wer unterstützt mich bei der Existenzgründung im Handwerk?

Dein erster Ansprechpartner ist die Handwerkskammer: Hier kannst Du Dich im persönlichen Beratungsgespräch über generelle Abläufe, Anmeldeformalitäten, Finanzierungsmöglichkeiten und weiterführende Kurse informieren. Über die Beratungsförderung der Bundesländer kannst Du zusätzlich eine zertifizierte Unternehmensberatung in Anspruch nehmen. Auch die Agentur für Arbeit bietet Weiterbildungsprogramme und Schulungen zur Selbstständigkeit im Handwerk an.

Absicherung nicht vergessen!

In diesem Blogbeitrag erfährst Du, welche Gewerbeversicherungen wann empfehlenswert sind. Zu den gängigsten und wichtigsten Versicherungen für Selbständige zählen bspw.

  • Betriebshaftpflichtversicherung: Die Betriebshaftpflichtversicherung sichert dich bei Schadenersatzansprüchen von Dritten ab. Nicht erfasst werden jedoch Haftungsansprüche aufgrund mangelhafter oder nicht erbrachter Leistung.
  • Sachversicherungen: Mit speziellen Versicherungen kannst Du Dein Betriebsinventar schützen, z. B. bei Feuer, Sturm, Einbruch, Diebstahl oder Vandalismus. 
  • Krankenversicherung: Sie ist in Deutschland Pflicht: Wer sich im Handwerk selbstständig macht, kann sich gesetzlich freiwillig oder privat versichern. 
  • Unfallversicherung: Sie ist als private Absicherung für Handwerker:innen mit einem höheren Unfallrisiko besonders wichtig. Du kannst eine entsprechende Versicherung bei Deiner Berufsgenossenschaft oder bei einer herkömmlichen Krankenkasse abschließen.
  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung sicherst Du Dich für Arbeitsunfähigkeit in Form einer monatlichen Rente ab. Wichtig: Sie ersetzt keine private Altersvorsorge!
  • Altersvorsorge: Als Selbstständige:r kannst Du meist frei entscheiden, ob Du in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen oder privat vorsorgst – auch beides geht. Eine private Vorsorge empfiehlt sich in der Regel.
  • Arbeitslosenversicherung: In den ersten drei Monaten nach Eröffnung Deines Betriebs kannst Du Dich bei der Agentur für Arbeit freiwillig gegen Arbeitslosigkeit versichern. Voraussetzung ist, dass Du Deine selbstständige Tätigkeit zukünftig mind. 15 Std./Woche ausübst.

Witterungsbedingte Ausfälle bei Saisonarbeit

Viele Handwerksberufe arbeiten vor allem im Freien: Bau-, Gerüstbau- und Dachdeckergewerbe sowie Garten- und Landschaftsbau müssen bei der Finanzplanung als auch witterungsbedingte Ausfälle durch Kälte, Sturm oder Regen einbeziehen: Denn wenn Mitarbeiter in Deinem Betrieb aufgrund von schlechtem Wetter keine Aufträge ausführen können, musst Du trotzdem Löhne zahlen. 

Damit Du dadurch entstehende finanzielle Engpässe vermeiden kannst, kannst Du Saison-Kurzarbeitergeld (auch bekannt als “Saison-KUG” oder “Schlechtwettergeld”) bei der Bundesagentur für Arbeit beantragen. Zusätzlich können Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen ergänzende Leistungen vom Arbeitsamt beziehen:

  • Zuschuss-Wintergeld: In den Schlechtwetter-Monaten werden oft erst einmal Überstunden abgebummelt – hier besteht noch kein Anspruch auf Saison-KUG, aber die Möglichkeit auf Zuschuss-Wintergeld. 
  • Mehraufwandsgeld: Arbeiten Deine Angestellten in der Schlechtwetterzeit trotzdem, wird für jede Stunde Arbeit eine Mehraufwendung durch das Arbeitsamt gezahlt.
  • Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge: Solange Schlechtwettergeld bezogen wird, erhältst Du als Arbeitgeber:in die Sozialabgaben für Mitarbeiter zurückerstattet.

Bist Du fleißiger Handwerker oder erfolgreicher Unternehmer?

Als selbstständige:r Unternehmer:in brauchst Du einige Kompetenzen: 

  • Fachkenntnis und Qualifikationen
  • guter Überblick z.B. über Aufträge, Materialbeschaffung und Verwaltung/Buchhaltung 
  • Zukunftsorientierung und Marktübersicht
  • sicheres Auftreten und Führungsqualitäten
  • kaufmännische Fähigkeiten und Erfolgsorientierung
  • solides Startkapital
  • freundlicher, kompetenter Umgang mit Kunden

Neben den handwerklichen Fertigkeiten sind die kaufmännischen Fähigkeiten besonders wichtig: Diese benötigst Du nicht nur, um den Businessplan inklusive Finanzplanung zu erstellen. Du brauchst sie auch für erfolgreiche Gespräche mit Handwerkskammern, Ämtern, Geldgebern und Kunden. 

Auch ein gewisses Startkapital ist vorteilhaft. Denn im Unterschied zum Handel oder den meisten Dienstleistungen musst Du im Handwerk in Vorkasse gehen: Du erbringst zuerst die Leistung, stellst – danach oder abschnittweise – eine Rechnung und erhältst dann erst Dein Geld. Bei manchen Kunden musst Du obendrein lange warten, bis Rechnungen beglichen werden. Genügend Puffer zur Vorfinanzierung solltest Du also einplanen.

Prüfe in jedem Fall ehrlich Deine Eignung zum selbstständigen Unternehmer – und such Dir kompetente Unterstützung durch Steuerberater:innen, die Handwerkskammer, Existenzgründundungsberater:innen oder Fortbildungen des Arbeitsamts.

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Sabine Amler

Sabine Amler

Senior Content Manager

Als gelernte Buchhändlerin kennt Sabine beide Seiten der Ladentheke. Dieses Know-how verbindet sie mit langjähriger Erfahrung im Bereich SEO und Marketing.

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